Das Marketing der EVU
Neben externen Faktoren wie Einstellung der Bevölkerung zu ökologischen
Fragen, Nachhaltigkeit, Beurteilung der Kernkraft usw. sind im Marketing-Mix
folgende Faktoren erfolgsrelevant:
· Die Ausgestaltung des
Produktes. Dort wo die abonnierte Menge frei wählbar ist, der
Preis tiefer ist und bereits für kleine Beträge Solarstrom abonniert
werden kann, ist der Erfolg tendenziell besser als bei Werken mit minimalen
Bezugsmengen ab 100 kWh bzw. Fr. 100.- oder anderen fixen Stückelungen
oder einschränkenden Abobedingungen.
· Die gewählten Kommunikations-und
Promotionsmassnahmen sind entscheidend (Bilder 3 und 4). Erfolgsversprechend
sind Direct Mails oder eine Beilage zur Stromrechnung begleitet mit stetiger
Kommunikation in den Medien, periodischer Kundeninformation mit Newsletters
sowie Kundenanlässe. Wenig erfolgsversprechend sind Beilagen zum Stromheft
oder isolierte Aktionen wie Ausstellungen usw. Marketing ist relativ neu
für die EVU, der Spielraum für Optimierungen deshalb gross.
Bild 2 Solarstrom: Auuschöpfung des Marktpotenzials nach Werken |
Bild 3 Aufwand für Marketing und Beteiligungsquote nach EVU |
Bekanntes Produkt - schlechtes Preis-Image
Das «Produkt Solarstrom» ist zwar bekannt,
auch fast alle Nichtnutzer wissen, dass es aus Sonnenenergie hergestellt
wird. Ebenfalls die Mehrheit (71%) weiss, dass Solarstrom teurer ist als
normaler Strom. Abgesehen vom Preis ist das Image des Solarstroms ausgesprochen
positiv und auch die Bereitschaft der Bezüger, das Produkt weiter
zu empfehlen, ist hoch.
Kaufmöglichkeiten unklar
Trotz der hohen Bekanntheit des Produktes weiss
eine Mehrheit der Nichtbezüger (62%) nicht, dass mit einem Abosystem
die Menge bzw. der Betrag für den Solarstrombezug individuell festgelegt
werden kann. Und sogar mehr als zwei Drittel wissen nicht, dass sie in
ihrer Gemeinde Solarstrom beziehen könnten.
Natur spricht für Solarstrom -Preis dagegen
Der weitaus wichtigste Grund, Solarstrom zu beziehen,
ist das Umweltbewusstsein bzw. die ökologische Einstellung (75%) Von
den Nichtkunden, die sich schon einmal überlegt haben, Solarstrom
zu beziehen, wird der Preis mit Abstand als wichtigster Grund (62%) für
den Nichtbezug angegeben. Bei dieser Betrachtung ist aber zu berücksichtigen,
dass die Nichtbezuger oft nicht wissen, dass sie die Höhe der Ausgaben
für Solarstrom selber bestimmen können.
Auf die Werbung komint es an
Von den vier Komponenten des Marketing-Mix (Produkt,
Preis, Vertrieb, Promotion) ist für die Solarstromkunden die Idee,
also das Produkt, eindeutig am wichtigsten. Für die Nichtkunden hingegen
erweist sich nur der Preis als Hindernis. Beachtenswert ist, dass die bisherige
Werbung von den Bezügern eher lau beurteilt wird: nur rund die Häifte
(54%) fühlt sich davon angesprochen.
Bedenklich ist aus Marketingsicht die Tatsache,
dass von den Nichtbezügern, die über die Möglichkeit des
Bezugs in ihrer Gemeinde zwar Bescheid wissen zwei Drittel ibrer Meinung
nach noch nie angefragt worden sind, ob sie selber Solarstrom beziehen
möchten! Die Information hat somit weite Teile der Kundschaft nicht
erreicht.
Vertrauen zu den Anbietern
Die EVU als Solarstromanbieter sind akzeptiert -
sowohl bei den Solarstromkunden wie bei den Nichthezügern. Die grosse
Mehrheit der Bezüger ist auch überzeugt, dass ihr Solarstrom
tatsächliich aus einer Solaranlage kommt. Trotzdem befürworten
zwei Drittel die Schaffung eines Gütezeichen oder Labels.
Direkte Ansprache verstärken
Die persönlich adressierte, schriftliche Ansprache,
sei es mittels Direct Mailings oder in Form von Beilagen zur Stromrechnung,
gab am häufigsten den Anstoss zum Bezug. Im Falle einer telefonischen
Kontaktnahme durch das EW würden sich gemäss eigenen Angaben
zwei Drittel (68%) der Nichtbezüger für genauere Informationen
über Solarstrom interessieren. Und ganz erstaunlich: mehr als die
Hälfte würde sich bei einer telefonischen Ansprache nach eigener
Aussage ernsthaft überlegen, Solarstrom zu abonnieren!
Nachfragepotenzial noch nicht ausgeschöpft
Knapp die Hälfte der bisherigen Bezüger
bekundet die Bereitschaft, mehr Solarstrom zu beziehen, ein weiteres Drittel
bezeichnet sich als «viellecht» bereit. Eim Potenzial ist auch
bei den bisherigen Nicht bezügern vorhanden: Rund die Hälfte
gibt an, bei einem telefonischen Kontakt durch das EVU würden sie
fúr 50 Franken Solarstrom abonnieren. Ein Drittel (35%) würde
auch für mehr als 50 Franken abonnieren. Allerdings ist zu bedenken,
dass nicht alle dann auch tatsächlich kaufen. Das Potenzial ist vergleichsweise
aber hoch, denn heute sind im Durchschnitt 98% der EVU-Kundschaft «Nichtbezüger»!
Andererseits dürfte das Potenzial zukünftig durch die Konkurrenz
anderer «Öko-Stromprodukte» wie Strom aus Windanlagen
oder Kleinwasserkraftwerken vermindert werden.
Information zur Kundenbindung
Gut die Hälfte der Bezüger will einmal
jährlich über Solarstrom informiert werden und ein Drittel gar
mehrmals jährlich.
Folgerungen
Die Ergebnisse zeigen, dass Solarstrom ein ganz
besonderes Marketing-Problein hat:
1. Das Produkt ist einerseits akzeptiert und bekannt, hat aber mit
dem hohen kWh-Preis eine markante Hemmschwelle. Auch wissen viele Leute
nicht, wie und wo man das Produkt kauft.
2. Es besteht ein beträchtliches Marktpotenzial, das volumenmässig
allerdings begrenzt ist. In Marktbegriffen gesprochen: Es geht um ein Massengeschäft
mit eher kleinen Mengen und Margen.
3. Das bisherige Marketing ist aus der Sicht der Zielgruppen als ungenügend
zu bezeichnen und die Werbung wird von ihnen nur als mässig ansprechend
taxiert.
4. Das Produkt muss losgelöst von seinem eigentlichen Preis (Fr.
je kWh) verkauft werden. Pointiert gesagt, geht es nicht darum, Solarstrom
zu verkaufen, sondern einen frei wählbaren Geldbetrag unter den Stichworten
Natur, Umwelt und Nachhaltigkeit.
5. Im Marketing-Mix ist vor allem die Promotion zu verstärken,
die Zielgruppe ist direkt anzusprechen. Dabei sollen die Produktinformation
und die individuellen Bezugsmöglichkeiten im Vordergrund stehen.
6. Der Einsatz des Telefonmarketings ist zu prüfen. Einerseits
können damit die nötigen Informationen im direkten Gespräch
vermitteit werden, andererseits kann die bekundete, eher grosse Kaufbereitschaft
konkret getestet werden.
7. Das Produkt muss die Kundenbedürfnisse erfüllen: frei
wählbare Bezugsmenge (auch Kleinmengen ab Fr. 25.- müssen erhältlich
sein), keine zeitlichen Fixierungen. Eine gewisse Vereinheitlichung des
Produktes würde das Marketing und insbesondere die überdachende
Kommunikation erleichtern.
Traduction en cours de cette conclusion (je ne suis pas germanophone!:
si quelqu'un veut bien me corriger, ce sera avec grand plaisir...)
Bilder 5-6-7: Die Solarstromgemeinde wird immer
grösser